Neulich, in der Döner-Bude

Vor kurzem hatte ich ein sehr einprägendes Erlebnis, als ich in Sachen Abendessen Kunde bei unserem türkischen Imbiss vor Ort war. Was als Routine begann, entwickelte sich zu einer für mich persönlich sehr lehrreichen Erfahrung von Geduld und Großzügigkeit. Was war passiert ? Nun, an diesem sonnigen Spätnachmittag war es ungewöhnlich voll an der kleinen Theke. Wie gewohnt konnte ich zwar schon nach kurzer Wartezeit meine Bestellung abgeben. Danach aber passierte erstmal gar nichts, jedenfalls, was meine Bestellung betraf. So verging eine Viertelstunde, eine halbe, eine ganze Stunde. Spätestens jetzt merkte ich, dass ich immer ungeduldiger wurde. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, man habe mich schlicht vergessen. Schließlich fasste ich den Entschluss, eine beleidigte, zornige Miene aufzusetzen und scheinbar beiläufig nach meiner Bestellung zu fragen. Einer der vier Angestellten, der mit der Bedienung des Pizza-Ofens beauftragt war und der mich als Stammkunde gut kennt, fragte noch zurück: „Was hattest Du denn bestellt ?“ Meine Antwort: „Eine große Calzone und eine große Milano.“ „Kommt doch gleich, kein Problem.“ In dem Moment wurde mir klar, dass ich nicht etwa vergessen worden war oder das Bedienungs-Team getrödelt hatte, sondern man war schlicht und einfach dem großen Ansturm nicht gewachsen und trotzdem gaben alle ihr Bestes. Ich dachte: Wenn ich jetzt weiter die beleidigte Leberwurst spiele, dann ist das nicht fair, und zwei Leute gehen heute mit einem schlechten Gefühl nach Hause: Der Pizza-Mann, der sich für mich abgerackert hat und mich freundlich und aufmerksam bedient hat wie immer, ohne dafür gewürdigt zu werden, und ich selbst, der ihm mit saurer Miene Unrecht getan hat. In der Zwischenzeit hatte ich gemerkt, wie sich mein Zorn verzogen hatte, und dass es jetzt erst recht blöd wäre, weiter auf genervt zu machen. Als ich dann meine Bestellung entgegennehmen durfte und bezahlt hatte, schenkten wir – der Pizza-Mann und ich- uns gegenseitiges ein frohes Lächeln, welches wirklich von Herzen kam, und wünschten uns noch einen schönen Abend. Diese kleine Episode hat mir wieder einmal gezeigt, dass es ganz allein an uns selbst liegt, ob wir uns gegenseitig den Tag versauen oder verschönern und dass es sich lohnt, nicht im Zorn zu handeln sondern sich selbst dabei zu beobachten, wie unsere Gefühle und Gedanken kommen und gehen ohne dass man immer gleich darauf eingehen muss. Und nebenbei bemerkt: Ein freundliches, ehrliches Lächeln und eine ebenso ehrlich gemeinte nette Bemerkung  sind zu hundert Prozent kostenlos.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert