Vor vielen Jahren, wir waren noch Teenager, war ich abends mit einem guten Freund in der Natur unterwegs, so eine Art Nachtwanderung halt.
Es war sternenklar, und ich erklärte meinem Freund den nächtlichen Himmel indem ich auf einige mir bekannte Sterne und Planeten deutete :
„Guck mal, da ist der große Wagen, und da hinten leuchtet Jupiter, …“
Mein Freund meinte dann irgendwann: „Ich muss die Namen der Sterne da oben nicht kennen, um fasziniert zu sein.“ Da musste ich erst mal schlucken. Ich dachte: Man kann das doch alles erklären, das ist doch erstaunlich. Astronomie war damals meine große Leidenschaft, und ich konnte nicht verstehen, dass sich jemand der wissenschaftlichen Erklärung verschließt. Heute, etliche Jahre später, denke ich oft an diese Begebenheit.
Mein Freund hatte damals Recht: Diese Welt ist erstaunlich, und ich muss gar nicht alles erklärt bekommen. Gleichzeitig irrte er aber auch, denn: Das Staunen hört mit der Erkenntnis nicht auf. Jede noch so genaue Beschreibung dieser wunderbaren Welt macht das Ganze nur noch großartiger. Heute, mit dem Abstand von Jahren weiss ich, dass mein Freund und ich uns damals in unserer Auffassung der Wirklichkeit viel näher waren, als es nach Außen hin scheint, denn die sogenannte „nüchterne Betrachtung“ war mir schon damals genauso fremd wie ihm.
Die Kunst des Staunens
Schreibe eine Antwort